Unter konservativen Vorzeichen

Warum hat die türkische Regie-rungspartei AKP einen derart enormen Zulauf? Warum gerade unter Frauen? Wie wirken sich konservative Reformen auf Frauen aus? Fragen, die sich jede von uns schon gestellt hat.
Acht Beiträge nehmen die aktuellen Veränderungen unter den Bedingungen eines religiösen Neoliberalismus gekoppelt mit autoritärer Demontage demokratischer Rechte unter die Lupe. Im Mittelpunkt stehen Auswirkungen der Reformen auf weibliche Lebensentwürfe, sowie Einbezug, Beteiligung und Exklusion von Frauen. Überschneidungen und Differenzen religiöser und säkulärer feministischer Ansätze werden beleuchtet. So zeigt Ayse Dursun auf, wie aus NGOs, die sich für die Rechte religiöser Frauen einsetzten, nach der Machtübernahme der AKP staatlich geförderte Organisationen, sogenannte GONGOs. wurden, und wie die Regierung sie gegen basisdemokratische NGOs einsetzt. In ihrer Propaganda vermengen sie Versatzstücke feministischer Standpunkte mit fundamentalistischen Weltanschauungen.
Zwei der acht Autorinnen sind bereits ins Exil gezwungen, sie unterzeichneten die Petition „Akademiker*innen für Frieden“ gegen die militärische Offensive im kurdischen Teil des Landes und wurden an ihren universitären Arbeitsplätzen entlassen. Schade ist, dass vier Beiträge, darunter einer über Solidarität und Koalitionen feministischer Organisationen mit der kurdischen Frauenbewegung in englischer Sprache verfasst sind. Lesenswert, nicht nur für Türkeispezialist*innen!
Sena Dogan

Patriarchat im Wandel. Frauen und Politik in der Türkei. Hg. von Hürcan Asli Aksoy. 258 Seiten, Campus, Frankfurt/M.- New York 2018 EUR 34,95