Vielstimmige Autorinnen brechen Tabus

Leben und Wirken sieben aufstrebender junger Autorinnen von 1926 bis 1933 werden mittels detailreicher Anekdoten mit eher spärlichen Quellenangaben geschildert. Wo Überlieferung endet und Fiktion beginnt, bleibt häufig offen und verweist auf das in der Weimarer Republik populäre Genre „fiktionale Biografie“, im Buch nebenbei erwähnt. Temporeich sind die Handlungsstränge verwoben, der Überblick fällt mitunter schwer: Im Rampenlicht stehen Erika Mann und Ruth Landshoff, sowie die erfolgreiche Vicki Baum; neben Gabriele Tergit, Marieluise Fleißer und Irmgard Keun geht die Lyrikerin Mascha Kaleko fast verloren. Sie repräsentieren mehr oder weniger den Typus „Neue Frau“: selbstständig, abenteuerlustig, freizügig. Weit gestreut sind ihre Kontakte zu Größen der Kulturszene; progressiv ihre Haltung zu Abtreibung, Homosexualität und fluiden Geschlechterrollen. Das Erstarken der Nazis will in der damaligen Bobo-Blase kaum jemand ernst nehmen. Der Backlash wirft uns alle um Jahrzehnte zurück.
Steffi Franz
Regine Ahrem: Leuchtende Jahre. Aufbruch der Frauen. 1926-1933. 328 Seiten, ebersbach & simon, Berlin 2025 EUR 25,70