Wer unsere Löhne drückt!

In Österreich besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung die Hälfte des Vermögens. Und trotzdem rechnen sich unglaublich viele in Österreich lebende und arbeitende Personen der Mittelschicht zu. Wenn wir uns die Zahlen ansehen, ist es unklar, wer das sein soll. Die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl und der Publizist Michael Mazohl zeigen die steigende ungleiche Verteilung in Österreich auf. In den Kapiteln „Arbeitszeit“, „Arbeitslosigkeit“, „Armut“, „Bildung“, „Einkommen“, „Gesundheit“, „Klima“, „Pensionen“, „Wohnen“ und „Reichtum“ greifen sie die zentralen, umkämpften Punkte der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen auf. Jedes Kapitel besteht aus einem Überblick der aktuellen Lage, teilweise mit einem kurzen Abriss der historischen Entwicklung, gut belegt mit Zahlen und Statistiken und einer ausführlichen Darstellung, wie neoliberale Politik begründet wird. Hier werden die Rhetoriken der Akteure des Klassenkampfs von oben, des Präsidenten der Industriellenvereinigung, des Wirtschaftsverbands oder des Arbeitsministers ins Visier genommen und Hintergründe beleuchtet. Dieser Klassenkampf wird diskret geführt, über Think Tanks und argumentative Aufbereitung. Ziel ist es, das Vermögen der Vermögenden abzusichern, zu vermehren. Die Folgen spüren wir alle: Steigende Mieten, Reallohnverluste in den letzten 20 Jahren, angedrohte Änderungen in der ohnehin nicht optimalen Arbeitslosenversicherung, 12-Stunden Tag statt Arbeitszeitverkürzung… Ein Wermutstropfen: Außerschulische Bildung kommt nicht vor. Ein spannend zu lesendes Buch, das der Leser*in die Notwendigkeit, den neoliberalen Angriffen etwas entgegen zu setzen, vor Augen führt.
Sena Doğan
Natascha Strobl u. Michael Mazohl: Klassenkampf von oben. Angriffspunkte, Hintergründe und rhetorische Tricks. 267 Seiten, ÖGB Verlag, Wien 2022 EUR 30,00