Intergeschlechtlichkeit und Beratung
Wie können Voraussetzungen für eine „gerechte“ Inter*Beratung geschaffen werden und wie steht es um diesbezügliche Angebote im deutschsprachigen Raum? Diesen Fragen widmet sich Manuela Tillmanns in ihrem Buch und gibt dabei vor allem für Menschen, die sich neu mit der Thematik beschäftigen Anregungen und Informationen zum aktuellen Stand. Somit liegt die erste Publikation zum Thema psychosoziale Beratung im Feld Inter* vor, in der Inter*Personen selbst zu Wort kommen und eigene Bedürfnisse und ihre Erfahrungen aus der Selbsthilfe mitteilen. Tillmanns evaluiert eine Vielfalt an Beratungsmöglichkeiten und Handlungsfelder, einschließlich der möglichen Vorteile einer aufsuchenden Praxis und die der Onlineberatung. Empowerment und Selbstbestimmung als wichtige Beratungsprinzipien ziehen sich als Grundhaltung durch das Buch. Die im Bereich Inter* immer noch unerlässliche kritische Auseinandersetzung mit der Medizin wird durch Empfehlungen einer Verbindung von Medizin und Beratung erweitert – etwa die Forderung nach interdisziplinären Kooperationen, in denen psychosoziale Unterstützung eine zentrale Rolle spielt. Auch die Wertschätzung für die österreichische Inter*Landschaft wird ersichtlich, der Verein VIMÖ und seine Vertreter_innen werden des Öfteren erwähnt. Ein kleiner Wermutstropfen: ausführlichere, für die Praxis hilfreiche Fallbeispiele aus der Inter*Beratung sind in diesem Buch leider nicht vorhanden. Auf jeden Fall liegt aber eine interessante Lektüre vor, die zum Denken und Handeln anregt und gerade für Inter*Neulinge eine nützliche Einführung darstellen kann. Julia Mac Gowan
Manuela Tillmanns: Intergeschlechtlichkeit – Impulse für die Beratung. 145 Seiten, Psychosozial-Verlag, Gießen 2015 EUR 20,50