Queer-feministische Ontoepistemologie
Begriffspersonen wie Sister, Cyborg oder New Mestiza durchziehen die feministische, queer-feministische und postkoloniale Theorie. Sie sind Sinn- und Vorbild für Solidarität unter Frauen, für das Nicht-Normative und Widerständige, für lange verworfene und gesellschaftlich ignorierte, ausgeblendete und verdrängte Subjektpositionen und Existenzweisen. Sie vermitteln Wissen, bündeln Erfahrungen und evozieren Emotionen und Affekte. Begriffspersonen zeigen, dass Erkenntnis- und Seinspraktiken, also Theorie und Praxis, untrennbar miteinander verwoben sind. Sie denken und handeln androzentrismus-, heternormativitäts- und rassismuskritisch. Kirstin Mertlitsch analysiert in ihrem Buch fünf dieser Figuren, in welchen geschlechtsspezifische Probleme und Phänomene in Interaktion mit anderen Kategorien der sozialen Ungleichheit be-/greifbar werden. Dabei bringt die Autor_in insbesondere affekt- und emotionstheoretische Perspektiven ins Spiel, die das Werden im Denken als einen Effekt von Begriffspersonen betonen. Mit ihrer Analyse zeigt die Autor_in nicht nur in kompakter und lebensnaher Weise, wie sich feministische und queer-feministische Erkenntnisweisen über die Jahrzehnte entwickelt haben, sondern auch mögliche Wege zu deren Weiterentwicklung hin zu einer queer-feministischen und damit intersektionalen Ontoepistemologie. Roswitha Hofmann
Kirstin Mertlitsch: Sisters – Cyborgs – Drags. Das Denken in Begriffspersonen der Gender Studies. 276 Seiten, transcript, Queer Studies, Band II, Bielefeld 2016 EUR 36,00