Ein schöner Hype

Irina, die im digitalen Leben Toxische Pommes heißt, hat mit ihren satirischen Tik Toks, die die österreichische Seele porträtieren, in kürzester Zeit einen Riesenerfolg gefeiert. Von Social Media aus bahnte sie sich ihren Weg auf die wichtigsten Kabarettbühnen. Nun ist ihr erster Roman erschienen. Schon wieder ein Roman, der die eigene Migrationsgeschichte erzählt, dachte ich mir, als ich ihr Debüt in den Händen hielt. Schon wieder eine Ich-Erzählerin, die weitestgehend mit der Autorin übereinstimmt. Ich weiß, dass Alltagsrassismus und Diskriminierung von Migrant_innen in Österreich auf der Tagesordnung stehen. Daher ist es eh gut, dass Migrationsliteratur weiterwächst und darauf aufmerksam macht. Und sie liest sich fließend, teils pointiert, teils poetisch. Irina ist Tochter eines Serben und einer Montenegrinerin, die in den 1990ern aus Kroatien vor dem Krieg nach Österreich flüchten. Durch Zufall landen sie im doch nicht so neuen Wiener Neustadt und erleben Anpassungsdruck, latenten Rassismus und verbale Übergriffe sowie Verlust. Dieser soll im Zentrum der Geschichte stehen, nämlich wie sich ihr Vater in Österreich selbst verlor und nur noch für seine Tochter und die paar Wochen Heimaturlaub lebt. Doch das geht nicht immer auf. Genauso wie der Vater sich selbst verliert, verliert auch die Geschichte ihn immer wieder aus den Augen. Ein bisserl ist es ein Hype, der den Roman so erfolgreich macht. Schön ist, dass sichtbar wird: Migrationserfahrung und die Geschichten, die sich dahinter verbergen, sind so verschieden wie die Menschen, die sie erleben.

Andreea Zelinka

Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind. 208 Seiten, Paul Zsolnay, Wien 2024

EUR 24,50