Genderlehre/n: wollen – wissen – können

Auf der Basis einer Ringvorlesung ist der Band über Best-Practice-Beispiele von Genderlehre an Hochschule entstanden, darin versammelt sind Erfahrungs- und (internationale) Projektberichte sowie teils bereits publizierte Texte. Die Spannbreite ist sehr weit, im Blick sind gender-diversity-orientierte Strukturen, Lehre, Forschung und Hochschuldidaktik, doing gender in vorwiegend MINT-Fächern, wobei Inhärentes der Technikkultur, wirtschafts-und ingenieurwissenschaftliche Fragestellungen und Kurzbiographien von Mathematikerinnen vorgestellt werden. Weiters wird eine kurze Begriffsgeschichte von „Gender“ vorgelegt und die notwendige kontinuierliche Reflexion seiner Bedeutung eingefordert. Hoch interessant sind schlussendlich die Analysen von Lehrbüchern zur soziologischen Frauen- und Geschlechterforschung von Heike Kahlert, die sie nach wissenschaftstheoretischer Ausrichtung, Themen, Vermittlungsform und Zielgruppe untersucht hat, auch die genderforschungsbezogene Stellenpolitik und Besoldung wird dargestellt. Ernüchternd ist dabei u.a., dass frühe Soziologinnen des 19. und 20. Jahrhundert auch hier vergessen werden und dass in den Genderforschungs-Lehrbüchern eine starke Verhaftung in einer vermeintlich natürlichen Geschlechterdifferenz zu beobachten ist. Insgesamt ein etwas zu heterogener Sammelband, dem es da und dort an Gesellschaftskritik mangelt, der aber die zunehmende strukturelle Verankerung des Themas widerspiegelt. 
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Gender in der Lehre. Best Practice-Beispiele für die Hochschule. Hg. von Nicola Hille und Barbara Unteutsch. 181 Seiten, Budrich Unipress Ltd., Opladen-Berlin-Toronto 2013 EUR 22,70