Amerlinghaus, eine wichtige Drehscheibe!
Die Herausgeber*innen Lisa Grösel, Renate Nahar, Sabine Sölkner und Claudia Totschnig haben zum 50-jährigen Geburtstag des Amerlinghauses die bunte Geschichte des Kulturzentrums durch über 50 Beiträge und Interviews nacherzählen und ihr eigenes Verständnis von Selbstverwaltung einfließen lassen. Aktivist*innen aus historischen und aktuellen Initiativen, die sich mit Feminismus, Antirassismus, Antifaschismus, dem Älterwerden, staatlicher Repression, Ausgrenzung oder sozialen Fragen wie Arbeitslosigkeit und Armut beschäftigen, kommen zu Wort. Auch Kunst- und Kulturinitiativen wie beispielsweise die Exil-Literatur erhalten ihren Platz. Diese vielfältigen Initiativen, die einen wichtigen demokratiepolitischen gesellschaftlichen Beitrag leisten, betonen u.a., wie wesentlich Räume ohne Konsumzwang für Treffen oder Diskussionen sind und wie sehr sie sich als Gruppen durch die engagierte Arbeit des Infobüros mit diesem verbunden fühlen. Die vermittelten Inhalte aus der Sicht der Aktivist*innen sind spannend, vieles steht zwischen den Zeilen. Fotos belegen den solidarischen Umgang untereinander. Das Personal im Amerlinghaus war zunächst patriarchal aufgestellt, mittlerweile hat sich ein Team aus Frauen bewährt. Dennoch ein großes Lob posthum an Herbert Brunner, der als erster Büroangestellter des Amerlinghauses eine Praxis favorisierte, wie ein selbstverwaltetes Zentrum funktioniert und gleichzeitig subventionswürdig bleibt. Das Amerlinghaus ist eine Erfolgsgeschichte. Förderungen für niederschwellige Projekte sind wesentlich, um unbezahlte, ehrenamtliche Initiativen und Vereine zu unterstützen. Es braucht viel mehr Orte wie das Amerlinghaus, um dem Rechtspopulismus etwas entgegenzusetzen. Herzlichen Glückwunsch!
ML
Spekulatius statt Spekulation – 50 Jahre Besetzung Amerlinghaus. Hg. vom Infobüro Amerlinghaus. 296 Seiten, Mandelbaum, Wien 2025 EUR 25,00
