Bora und Jugo – Windlieben 

Im Roman treiben die Protagonistin Mara und der zunächst Unbekannte Andrej im wahrsten Sinne des Wortes im Wind. Sie treffen auf einer kleinen Insel aufeinander: Hier begleitet in den Sommermonaten das Eintreffen von TouristInnen mit den Schiffen und ihre abendlichen Abfahrten den Tagesrhythmus am Hafen. Mara ist Künstlerin, Schriftstellerin, doch in diesem Sommer schreibt sie nicht. Sie erlebt vielmehr den Stoff, der ihr den Weg zu neuen Büchern öffnet. Die Migrationsgeschichte der Eltern Andrejs – seine Mutter kehrt am Emigrants‘ Day auf die Insel zurück – dominiert am Ende des Buches die Erzählung. Davor und dazwischen gibt es alles, was einen lebendigen (Sommer)Roman ausmacht: eine Liebesgeschichte, einen kleinen Zettel mit einer wichtigen Botschaft, Annäherung, Trennung und einander Wiedertreffen der Liebenden, nochmals viel Wind, viel Essen und Trinken, sich zurückziehen und aus sich heraustreten. Die kreativen Berufe der beiden – er ist Fotograf – tragen eremitische Züge, ihr Zusammenkommen hat dennoch etwas Leichtes, Luftiges. Wie der Sommer voll Wind und Liebe ausgeht, gepaart mit historischen Bezügen zu Migration und dem Besuch der sogenannten 2. Generation in der „alten Heimat“, steht im Buch: Prädikat lesenswert, auch im Herbst und Winter! Gerlinde Mauerer

Ruth Cerha: Bora. Eine Geschichte vom Wind. 256 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2015 EUR  20,50