Dem Licht auf der Spur

Licht ist Informationsträger. Im Band über Brigitte Kowanz aktuelles Kunstschaffen steht die zentrale Rolle des Sichtbarmachens im Zentrum. Von Leuchtschriften, also der Vermengung von Licht und Sprache in urbanen Räumen inspiriert, bewegt sie sich aus der Zweidimensionalität der Lichtdefinition in der Malerei hinaus. Licht wird als Medium der Sprache eingesetzt. So verlässt ihre Kunst mehr und mehr die Ebene der Materialität. Lichtinstallationen, Spiegelungen, Farbwelten und geometrische Unendlichkeitsschleifen leuchten Themen wie reale und virtuelle Räume buchstäblich aus. Es ist ein Springen zwischen diesen Welten, wie die Künstlerin selbst sagt. Das Buch wurde zur 57. Biennale herausgegeben, enthält zahlreiche Abbildungen und einige Texte zum Werk. Leider erfährt die Leserin über die komplizierte Umsetzung in Venedig nichts, daher an dieser Stelle noch einmal der Hinweis auf ein schier unglaubliches Detail: Der ebenfalls ausgewählte Künstler Wurm weigerte sich, den Platz im Pavillon mit Kowanz kollegial zu teilen, weswegen im Freigelände für ihr Werk eigens ein White Cube errichtet wurde. Mit Valie Export bleibt festzustellen, was die Reaktion auf Wurm hätte sein sollen: „Wenn du nicht teilen möchtest, dann kannst du halt nicht dabei sein.“ Die Künstlerin selbst thematisiert Zusammenhänge, die wir nicht begreifen, mit denen wir aber tagtäglich umgehen: Digitalisierung, Unendlichkeit, Ungewissheit. Optische Erhellung lässt sich aber jedenfalls durch das Buch gewinnen.

Susa

Brigitte Kowanz: Infinity and beyond. Hg. von Christa Steinle. 296 Seiten, Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2017 EUR 40,90