Die Sache mit dem Stalker
Ein unangenehmes Buch. Eine Geschichte, die Grauen hervorruft. Eine Sache mit der eine*r lieber nichts zu tun haben möchte. Stella lebt mit Mann und Kind in der Vorstadt. Der Mann ist häufig beruflich für längere Zeit unterwegs. Stellas Leben wirkt sehr ruhig, zurückgezogen und etwas langweilig. Und dann beginnt ein bislang unbekannter Nachbar bei ihr täglich anzuklingeln, möchte mit ihr sprechen, steckt ihr Briefe und Fotos in den Briefkasten. Sie sagt ihm, dass sie nicht mit ihm reden will, er hört dennoch nicht auf, anzuklingeln und vor ihrem Haustor zu stehen. Judith Hermann versteht es gut, das Unangenehme und Bedrohliche dieser scheinbar harmlosen Handlungen spürbar zu machen. Sie versteht es auch, die Ohnmacht der Hauptfigur nachvollziehbar zu machen. Eine durch und durch unangenehme Geschichte. Sehr konventionell ist es allerdings, dass der Täter, der Stalker, ein verwahrloster arbeitsloser Mann sein muss, hier hätte es mehr Spielraum gegeben, Klischees aufzubrechen. Karoline Rumpfhuber
Judith Hermann: Aller Liebe Anfang. Roman, 219 Seiten, S. Fischer, Frankfurt/Main 2014 EUR 20,60