Dieses Regime einen Millimeter aufhalten 

Frauenleben, aufmüpfige, unangepasste und widerständige und vom Glauben geprägte Frauenschicksale werden von den Autor_innen auf eine unterschiedliche Art und Weise vermittelt. Ein breites Spektrum an Oppositionshandlungen gegen den Nationalsozialismus und dessen repressive Konsequenzen wird dadurch sichtbar. Erika Dzeladini betrachtet individuelle Widerstandshandlungen anhand einer Untersuchung von Akten des Sondergerichtes Wien. Sie kommt zum Schluss, dass Widerstand Motivation verlangt, die durch religiöse, politische, weltanschauliche oder ethische Gegnerschaft zum Regime begründet wird. Während Irene Filip Einblick in ihre noch laufenden Forschungsarbeiten zu Frauen bei den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg gewährt, beschreibt Käthe Springer-Dissmann wie das Leben als Tochter einer Kommunistin, Widerstandskämpferin und einer „Heldin“ als Mutter belastend sein kann und doch die Beziehung zur Mutter in einem glücklichen Miteinander endet. Brigitte Ungar-Klein schreibt über das Schicksal versteckter JüdInnen und deren HelferInnen. Anhand eindrücklicher Beispiele wird klar, wie sich das offizielle Österreich nach 1945 lange weigert, das Leben im Verborgenen als Verfolgungszustand anzuerkennen. Der Sammelband basiert auf einer Vortragsreihe des Wiener Instituts für Wissenschaft und Kunst. Er bietet Einsteiger_innen einen interessanten Überblick vielfältigen Handelns von Frauen im NS und bietet für mit dem Thema vertraute Menschen durchaus auch einige neue Forschungsergebnisse.

Maria Newald

 „… den Vormarsch dieses Regimes einen Millimeter aufgehalten zu haben …“ Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Hg. von Christine Kanzler, Ilse Korotin u.a. 343 Seiten, Praesens Verlag, Wien 2015  EUR  28,90