Eine andere Wirklichkeit

Um etwas über sich selbst und die eigene Kultur zu erfahren, in der wir leben, ist eine Möglichkeit, eine Reise zu unternehmen. Als sich die Schweizerin Elena Holz 2018 nach absolviertem Studium auf den Weg zu einem Kunstprojekt nach Nairobi in Kenia macht, ist sie jedenfalls aufnahmefähig für neue Erfahrungen. Sie landet in Kibera, einem der größten Slums in Ostafrika und beschäftigt sich mit den dort lebenden Menschen. Ihr wird schnell klar, dass alles anders ist, egal ob es um Themen wie Alltag, Arbeit, Müll, Kunst, Familie, Alter, Lebensgefühle, Sex, Geld oder Kosmetik geht. Zunächst lernt Elena Mary kennen, deren kleiner Sohn auf dem Land lebt, die den Haushalt für sie organisiert. Mit Mary macht sie ihre ersten zaghaften Erkundungsrunden als „Muzungu“ im Slum. Sie hat in ihrer spärlichen Unterkunft viel Spaß mit ihr, da sie sich ungefiltert gegenseitig über das eigene Anderssein austauschen können. Später lernt sie Künstler*innen kennen, die sie eine Zeitlang bei ihren Projekten begleitet.
Ein interessanter Reisebericht mit zahlreichen Fotos, in dem unterschiedliche menschliche Begegnungen auf Augenhöhe mit sehr viel Wärme wiedergegeben werden. Das materiell bescheidene Leben in Kibera steht einem übersättigten Konsumleben im Norden gegenüber. Die Autorin ist selbstkritisch und stellt in Frage, ob die eigene „Lebensidylle“ in der kapitalistischen Welt nicht blind gegenüber den wirklichen Problemen der Welt wie Klimawandel und Ressourcenausbeutung macht. Empfehlenswert!
ML
Elena Holz: Made in Kibera, 240 Seiten, Bucher, Hohenems 2020, EUR 18,00