(Ent)Traditionalisierungsdynamiken
Karin Flaake untersuchte in ihrer empirischen, psychoanalytisch orientierten Studie Mittelschichtsfamilien mit einer nicht-traditionellen Arbeitsteilung. Schwerpunkte sind dabei geteilte Elternschaft, Dynamiken der Paarbeziehung, Aufgabenverteilung im Haushalt und die Entwicklungen der Söhne und Töchter. Die interessanten und wichtigen Ergebnisse werden sehr detailreich präsentiert, sodass der Band vorwiegend für ein soziologisches Fachpublikum geeignet ist. Mit dem ersten Kind setzen Dynamiken ein, die sich zwischen Veränderungsprozessen und Beharrungstendenzen bewegen, wobei sich die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen als erschwerend erweisen. Die Aufteilung der Familienarbeit ist der Knackpunkt für eine umfassende Geschlechtergerechtigkeit. Flaake zeigt deutlich, wie die Paare mit gesellschaftlich dominanten Zuschreibungen (weiblich konnotierte und gesellschaftlich abgewertete Hausarbeit, normatives Bild von der guten Mutter usw.) ringen, um ihre neuen Vorstellungen leben zu können. Nicht-traditionelle Arbeitsteilung in Familien umzusetzen macht neue Gestaltungs- und Aushandlungsprozesse notwendig, die gegen die Erfordernisse der Erwerbsarbeit regelrecht verteidigt werden müssen. Aber sie bringen neben Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten auch neue Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Söhne und Töchter dieser engagierten Paare. Susanne Schweiger
Karin Flaake: Neue Mütter – Neue Väter. Eine empirische Studie zu veränderten Geschlechterbeziehungen in Familien. 312 Seiten, Psychosozial-Verlag, Gießen 2014 EUR 30,80