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Feminismus gibt es seit Anfang der Welt. Frauen wollten immer mehr vom Kuchen als nur die Hälfte, weil sie meist viel weniger als die Hälfte bekamen. Es gibt und gab immer Frauen, die das auch lautstark vertraten und nie nur das zweite Geschlecht sein wollten, sondern gleichberechtigt. Wie wir wissen stört das Männer. So eine Frau im Barock war die mexikanische Nonne Juana Ines de la Cruz. Wahrscheinlich durch Frauenförderung konnte sie sich in ein halbwegs eigenständiges und intellektuelles Leben begeben, das ihr geistige Freiheit, wenngleich mit 20 Jahren hinter Klostermauern, verhieß. Sie wollte nicht heiraten, sondern sich mit Wissenschaft befassen. Ihr Bewusstsein war frauenorientiert. Das Buch startet mit einer ausführlichen Einleitung von Heidi König-Porstner. Dann folgen zweisprachig spanisch – deutsch die wirklich auch heute lesenswerten Gedichte von Sor Juana. Die Texte wirken absolut modern und nehmen aktuelle Themen auf, die uns nicht fremd sind. Frauen, Bildung, Erkenntnis, Missbrauch, und sie sind theologisch und weltlich orientiert. Ihre Gedichte an Frauen wurden teils als lesbisches Begehren interpretiert, oder waren als eine Stärkung von Frauenpower gemeint gewesen. Sor Juanas Texte galten schließlich als Provokation. Die Kirche machte sie mundtot. Mit 44 Jahren starb Sor Juana an der Pest.
Doris Hauberger
Juana de la Cruz: Nichts Freieres gibt es auf Erden. Aus dem Span. und mit einem Essay von Heidi König-Porstner. Illustrationen von Anna Rastl. 220 Seiten, Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2017 EUR 15,50