Frauenleben in Afrika

„Ich blickte hinauf zum sternenübersäten Himmel und wünschte mir leidenschaftlich ein neues Leben“, sagt Condé, die ihren ersten Roman mit 42 Jahren veröffentlichte. Mit 83 Jahren porträtiert sie sich selbst als autonome Frau und Schriftstellerin, die ihr aktuelles Leben im fortschreitenden Alter zu wenig dramatisch und originell findet, um darüber zu schreiben. Viel mehr liege ihr daran herauszufinden, welchen Platz Afrika in ihrem Leben und in ihren Vorstellungen eingenommen hat, sagt Condé. Sie ist im Jahr 1937 als jüngste von acht Kindern auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe geboren. Sie lässt ihre frühen Lebensjahre wiederaufleben, seien es die 1950er-Jahre als Studentin in Paris, sei es die Zeit als alleinerziehende Mutter von vier Kindern oder als Lehrerin in Westafrika, wo politische Auseinandersetzungen den afrikanischen Kontinent erschütterten. Zwischen AfrikanerInnen und AntillanerInnen bestehe eine Mauer des Unverständnisses, sagt Condé und fragt sich, ob die früh Kolonisierten, jene aus der Karibik und die Schwarzen aus Amerika, Afrika unterschwellig und arrogant begegnen. Heute gilt sie als Weltbürgerin und Grande Dame der frankophonen Literatur, die u.a. den Alternativen Literaturnobelpreis und den nationalen Verdienstorden in Frankreich erhalten hat. Die Kapitel dieses literarisch ausgezeichnet und spannend geschriebenen Buchs sind mit Zitaten oder Sprichwörtern, zum Beispiel aus Guadeloupe, untertitelt. Leider fehlt der geschlechtergerechte Schreibstil, dennoch lesenswert.

Vero

Maryse Condé: Das ungeschminkte Leben. Aus dem Franz. von Beate Thill, 299 Seiten, Luchterhand, München 2020 EUR 22,70