Fulminante Eröffnung…

…oder warum nicht gleich mit einem großen Wurf beginnen? Queering Psychoanalysis bietet namhafte Autor*innen und dankenswerte Übersetzungen und nach den vielschichtigen Betrachtungen, den klugen Darstellungen und Denkbewegungen bleibt es erstaunlich, dass die deutschsprachige Leser*in so lange auf diese Zusammenschau warten musste. Auch wenn die Psychoanalyse als Spielform des „ständigen Anlaufs auf ein neues (wilderes) Leben“ (Theweleit) zuletzt weniger zu bieten hatte, so zeigen die Beiträge von Tim Dean, Teresa de Lauretis, Jack Drescher, Lee Edelman, Antke Engel, Griffin Hansbury, Susann Heenen-Wolff, Esther Hutfless, Jack Pula, Ilka Quindeau, Almut Rudolf-Petersen, Christoph Sulyok, Eve Watson, Anne Worthington und Barbara Zach, dass ihr Anspruch auf emanzipative kulturkritische Betrachtungen wieder aufgenommen werden kann. Queer Theory wird hier wesentlich als nicht-identitäre politische Position, als eine Entscheidung zum Unabgeschlossenen und Fluiden gefasst, denn: „Sowohl individuell wie auch gesellschaftlich zeichnen sich die problematischen Entwicklungen wohl eher im Bereich der fixierenden Identitäten – in Form von inter- und externalisierten Homo- und Transphobien, erstarkendem Rassismus, Nationalismus etc. – ab” (Hutfless). Zwar werden auch die Hindernisse im Verhältnis der beiden Theoriestränge erfasst, doch der Fokus dieses Bandes liegt auf den produktiven Verbindungen. Eine Vielzahl an klinischen und philosophischen Bezügen bereichern die jeweiligen Zugänge in diesem Anspruch.
Heide Hammer
Queering Psychoanalysis. Psychoanalyse und Queer Theory – Transdisziplinäre Verschränkungen. Hg. von Esther Hutfless und Barbara Zach. 642 Seiten, Zaglossus, Wien 2017 EUR 24,95