Glaube, Liebe, Hoffnung

Hannah Arendt & Rosa Luxemburg: die eine führt Joke J. Hermsen zur anderen. Arendts positive Texte zu Luxemburg überraschen sie zunächst, ebenso wie das Aufflammen der Protestbewegung 2018 in Frankreich von den Gelbwesten. „Dass ein Volksaufstand immer unerwartet geschieht, lernte ich in diesem Spätsommer von Rosa Luxemburg“, schreibt Hermsen. Und noch mehr lernt sie aus dem erwachten Interesse an Luxemburg, über die Aktualität ihrer Theorien (von der Akkumulation bis zur Räterepublik), die sie in diesem Text weiterdenkt, verknüpft und auf Zeitgenössisches anlegt. Der Untertitel „Das Blatt wenden“ steht wohl für: Veränderung, an die sowohl Luxemburg wie auch Arendt glaubten und von deren Notwendig-, Möglich- und Durchführbarkeit beide überzeugt waren und die die Grundlage ihrer Theorie & Praxis bildeten, – aus Liebe zur Welt (Arendts „amor mundi“) und mit unerschütterlicher Hoffnung als Voraussetzung und Ansporn zum Widerstand. Pünktlich zum 150. Geburtstag von Luxemburg (1871–1919) erscheint dieses kleine feine Büchlein, in dem Hermsen eine eindrucksvolle, sympathische Hommage dem Denken, dem Leben und der Persönlichkeit der ikonischen Rosa widmet, zusätzlich einer kleinen Auswahl ihrer Briefe aus dem Gefängnis. Ein empfehlenswerter, inspirierender Text für die lohnenswerte, ja dringend notwendige Beschäftigung mit Rosa Luxemburg, (nicht nur für Einsteiger*innen) auf „dass wir nicht wieder in ‚finsteren Zeiten‘ landen.“

Karin Reitter

Joke J. Hermsen: Rosa und Hannah. Das Blatt wenden. Mit zahlreichen Gefängnisbriefen Rosa Luxemburgs. Aus dem Niederl. von Gerd Busse. 144 Seiten, Wagenbach, Berlin 2021 EUR 18,50