Gut Ding braucht Weile

25 Jahre nach Ruby B. Richs Artikel „New Queer Cinema“ haben sich die beiden Filmwissenschafter_innen Dagmar Brunow und Simon Dickel der verdienstvollen Arbeit angenommen und den ersten deutschsprachigen Sammelband zum queeren Kino herausgegeben. „Queer Cinema“ enthält unter anderem die erste Übersetzung von Richs richtungsweisendem Text und unternimmt den Versuch, gemeinsam mit versierten Mitautor_Innen zu reflektieren, was sich in der queeren Filmwissenschaft seit den 1990er Jahren bis heute getan hat. Cheryl Dunye, Jim Hubbard und Barbara Hammer beschreiben ihren aktivistischen Zugang und Monika Treut und Angelina Maccarone erzählen in längeren Interviews unter anderem über ihr Verhältnis zur Pornografie in ihren filmischen Arbeiten. Der Sammelband vereint Grundlagentexte und verdeutlicht die Möglich- und Notwendigkeit von theoretischen Zugängen. Aktuelle Debatten um queere Zeitlichkeit, Medialität oder die Repräsentationspolitiken von Transgender werden in diesem Band genauso untersucht wie der Begriff der Postpornografie und die wichtige Frage nach der Bedeutung des Archivs. Das Buch bietet nicht nur einen guten Einstieg für die interessierte Leser_Innenschaft, sondern liefert einen spannenden Überblick zum queeren Filmschaffen und sollte weder in Lehrveranstaltungen noch auf dem Nachtkästchen fehlen!

Elisabeth Streit

Dagmar Brunow, Simon Dickel: Queer Cinema. 288 Seiten, ventil verlag, Mainz 2018 EUR 20,60