Laura Mulvey lässt grüßen!

Gender und Genre“ geht auf ein interdisziplinäres Forschungs- und Lehrprojekt an der Universität Kassel zurück und bietet eine willkommene Verknüpfung von Populärkultur und Wissenschaft. Auf über 400 Seiten wird in dem Sammelband kritisch analysiert, welche Geschlechterbilder in ausgewählten aktuellen TV-Serien überliefert werden. So wird in dem Beitrag zu „Orange is the new Black“ die weiße, privilegierte Hauptprotagonistin Piper als Kontrastfolie begriffen, die es braucht, um strukturelle und intersektionale Diskriminierungen zu entlarven, welche Pipers mehrheitlich nicht weiße Mitinsassinnen im Gefängnis erleben. Der Text zu „Mad Men“ befasst sich damit, wie die Figuren Joan und Peggy, welche in einer Werbeagentur in New York in den 1960er Jahren arbeiten, auf unterschiedliche Weisen mit dem ihnen entgegengebrachten Sexismus umgehen. Andere beliebte Fernsehserien wie „Californication“, „Tatort“ und „House of Cards“ werden ebenso als spannende Forschungsmaterie zum Thema Sexismus in Fernsehserien kritisch unter die Lupe genommen. Laura Mulvey, Ikone der feministischen Filmtheorie, hätte ihre reinste Freude daran, wie der von ihr benannte „male gaze“ hier durch einen „feminist gaze“ ersetzt wird. Ansprechend und verständlich werden unsere Lieblingsserien mal aus einem anderen Blickwinkel gesehen!

Birgit Coufal

Gender und Genre. Populäre Serialität zwischen kritischer Rezeption und geschlechtertheoretischer Reflexion. Hg. von Urania Milevski, Paul Reszke und Felix Woitkowski. 424 Seiten, Königshausen & Neumann, Würzburg 2018 EUR 59,70