Im Kaleidoskop der Erinnerung
In Bettina Wohlfenders Observatorium dreht sich auf den ersten Blick alles um das Beobachten eines Vulkans und das Kartieren dessen Umgebung. Tatsächlich eröffnet das Observatorium im Fortschreiten der Erzählung eine Mannigfaltigkeit an Zeit- und Raumachsen, in denen die Protagonistinnen während ihrer Arbeit Vergangenes sowie Gegenwärtiges Revue passieren lassen. Dabei entsteht vor allem ein Rekurs auf zeitliche Metamorphosen ihrer Lebenswelten und der Menschen, die sich darin befinden. Das Leben beginnt zu (zer)fließen, wandelt seine Gestalt von einer physikalischen Form in die nächste. Gleichsam wie der Vulkan, der als Metapher mit seiner belebenden wie auch zerstörerischen Kraft die Protagonistinnen sowohl einschüchtert wie auch gleichzeitig fasziniert. Bettina Wohlfender schafft mit dem Observatorium ein Kaleidoskop, dessen zauberhafte Ausführungen über die Vergänglichkeit, Berührungen und Flüchtigkeiten eine philosophische Reflektion auf das Leben darstellen. Selten habe ich begonnen Eselsohren in ein Buch zu falten um Absätze zu markieren, die mir so wundervoll und tröstend erschienen, dass ich sie nicht vergessen wollte. Sarah Schönbauer
Bettina Wohlfender: Das Observatorium. Roman. 120 Seiten, Müry Salzmann, Salzburg 2014 EUR 19,00