Lampedusa fiktional
Nach ihrem Debüterfolg „Das lange Echo“, in dem sie österreichische Erinnerungsformen an den Ersten Weltkrieg ausgehend von Traumatisierungen und österreichisch-ungarischen Herkunftsgeschichten neu positioniert, hat Elena Messner nun ihren zweiten Roman vorgelegt: Daniel kommt beruflich in das (fiktive) Makrique, ein kleiner Ort im Süden Europas, an dem immer wieder überfüllte Boote mit Geflüchteten anlegen. Und häufig schaffen es nicht alle lebend an Land, ihre (verstümmelten) Leichen werden an der Küste geborgen. Dies belastet nicht nur die Taucher, Politiker_innen müssen Überlegungen anstellen, wie diese unbekannten Toten würdig verabschiedet werden, welche Wähler_innengruppen dabei erreicht bzw. erzürnt werden. Der gesamte Ort ist davon betroffen, Tourist_innen bleiben inzwischen aus und auch der Hafen als Arbeitsplatz ist Wirtschaftsspekulationen zum Opfer gefallen. In dieses trostlose Ambiente mehr oder weniger korrupter Frauen und Männer taucht Daniel ein, stolpert durch Bars, Boote und Betten, trifft auf die Menschenrechtsaktivistin Annie, auf Hakim und Malika, Fluchthelfende, selbst Geflüchtete, wird verprügelt und erfährt von der schnell veränderlichen, stetig absurden Asylrechtslage europäischer Länder. Er solle sich „das alles mal ansehen“, dabei wird die Leser_in von einer wohlinformierten, empörten Autorin mitgenommen – Geschichte wird dabei keine erzählt, die Figuren bleiben schematisch, die Sprache hätte ein Lektorat verdient, literarisch wurde auch nicht wirklich etwas verdeutlicht – schade. meikel
Elena Messner: In die Transitzone. 210 Seiten, Edition Atelier, Wien 2016 EUR 20,00