Netze, Fäden und Texturen

Wildes Herumblättern in diesem Buch ist keine schlechte Idee. Die Autorin zitiert unzählige Texte (teils einzelne Sätze, teils längere Passagen oder ganze Gedichte) anderer Autorinnen, die sie inspiriert haben. Die Themen sind vielfältig: Von der eigenen Kindheit mit dicken Brillengläsern über die erste Schallplatte bis zur werdenden Selbstidentifikation als Schriftstellerin. Die Form der Zitation ist dabei frei und ungezwungen, und immer eine Würdigung auch der Autorinnen selbst. Ilse Kilic kommuniziert mit ihren Kolleginnen, kommentiert, stellt Fragen, denkt im Schreiben nach und holt sich bei dieser Auseinandersetzung ihr Weltwissen zur Hilfe – aus Erinnerungen, Gesprächen, aus Büchern und dem Internet, aus Filmen und von der Musik. Platz haben auch jene Gedanken, die beim Biertrinken oder beim „Blöd-aus-der-Wäsche-schauen“ kommen. Ilse Kilic reflektiert im Dialog mit ihren Lektüren über das Schreiben und ermahnt sich immer wieder selbst, konzentriert zu bleiben. Dies äußert sich auch in den Wort- und Satzwiederholungen, die als eine Form des Sich-Vergewisserns gelesen werden können. Dieser neueste Band der Wiener Autorin hat aber auch jede Menge Humor. Die Zusammenstellung der Texte und Zeichnungen gibt Einblick in die Denkprozesse der erfahrenen Schriftstellerin und macht Lust, sich mal mit ihr auf ein Erfrischungsgetränk im fröhlichen Wohnzimmer zu treffen. Einstweilen kann mensch sich das Buch kaufen, und schon mal mit der „Verbündung“ beginnen.

ReSt

Ilse Kilic: Fadenspannung. Eine Verbündung. 153 Seiten. Ritter-Verlag, Klagenfurt/Graz/Wien 2021. EUR 14,90