Queer-feministische Positionsbestimmungen

Der Sammelband von Birgit Sauer und Katharina Pühl gibt einen Einblick in aktuelle Diskussionen queer-feministischer Kapitalismuskritik im deutschsprachigen Raum. Diese spannt sich über Fragen der Regulierung von Sexualitäten, trans/nationale Relationen von Reproduktionsverhältnissen zu materialistisch-feministischen Perspektiven. Dabei werden unter anderem Themen wie Generativität und Bevölkerungspolitiken behandelt, die Verschränkungen verschiedener Herrschaftsverhältnisse diskutiert und feministische „Materialismus“-Diskussionen reflektiert. Die Darstellung von Zusammenhängen zwischen kapitalistischen Reproduktionsbedingungen und der Entstehung demokratiepolitischer Bedrohungen durch nationalistische und rechtsextreme Bewegungen bilden einen wesentlichen Kern der Publikation. Die versammelten Autor_innen, betten die im feministischen Diskurs keineswegs neuen Themen (z.B. Reproduktion, Generativität oder Heteronormativität) in die aktuelle Theoriebildung ein und zeichnen die in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum stattgefundenen Weiterentwicklungen für die Lesenden nach. Es sind wertvolle Analysen und Erklärungsangebote, die allerdings vorwiegend akademischen Zwecken dienen und hier auch ihre Leser_innenschaft finden sollten. Eine handlungsrelevante Übersetzung für politische Menschen, die in ihrem Alltag den beschriebenen Entwicklungen entgegentreten möchten – das wäre ein anderes Buchprojekt.
Roswitha Hofmann
Katharina Pühl, Birgit Sauer: Kapitalismus­kritische Gesellschaftsanalyse. Queer-feministische Positionen. 289 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Münster 2018 EUR 30,90