Queere Süchte

Was haben Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum, Probleme mit dem Essen, Medikamentenmissbrauch und Spielsucht mit sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität zu tun? Gisela Wolf geht in diesem Aufsatz der Frage nach, ob und wie Substanzgebrauch und Stigmatisierungserfahrungen zusammenhängen. Gesellschaftliche Ausgrenzung, Abwertung und internalisierte Homophobie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene verstärkt zu legalen und illegalen Drogen greifen. Auf Basis von internationalen Studien belegt sie, dass der Substanzgebrauch in der queeren Community tatsächlich höher ist als in der Mehrheitsgesellschaft. In der Community identifiziert sie Diskursmuster, wie Othering (es sind immer die anderen und hat nichts mit uns zu tun), Silencing (es wird und darf nicht darüber geredet werden), Beschämung, Isolierung und Entwertung, die einen respektvollen Umgang mit der Thematik verhindern.
Anhand konkreter Beispiele aus den letzten 20 Jahren zeigt Gisela Wolf gelungene und weniger gelungene Diskussionsansätze in der LGBTI Community in Deutschland auf. Sie kommt zu dem Schluss, dass nur durch eine offene, wertschätzende Auseinandersetzung Unterstützung auch innerhalb der Community möglich ist. Ein interessanter Aufsatz, der Denkanstöße und Ansätze für weitere Diskussionen liefert.
Angela Schwarz

Gisela Wolf: Substanzgebrauch bei Queers. Dauerthema und Tabu. 72 Seiten, Wallstein, Göttingen 2017 EUR 10,20