Wie homophob ist Deutschland?
Die Deutsche Antidiskriminie-rungsstelle des Bundes hat das Jahr 2017 zum „Themenjahr für sexuelle Vielfalt“ erklärt und aus diesem Anlass eine Studie zur Einstellung gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Auftrag gegeben. Im Oktober und November 2016 wurden mehr als 2.000 bevölkerungsrepräsentative Telefoninterviews geführt. Große Zustimmung bei den Befragten fanden der Schutz vor Diskriminierung und die völlige rechtliche Gleichstellung von lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen bei Ehe und Adoption. Auch die Rehabilitierung von verurteilten Männern nach §175 befürwortete eine große Mehrheit, mehr jedoch die Aufhebung der Urteile als die Gewährung einer finanziellen Entschädigung. Offen homophobe Aussagen wie Homosexualität sei unmoralisch oder widernatürlich wurden abgelehnt, subtilere Formen der Homophobie fanden jedoch mehr Zustimmung. So fanden es 40% der Befragten unangenehm, ein lesbisches oder schwules Kind zu haben. Ebenfalls 40% fanden, dass Homosexuelle zu viel Wirbel um ihre Sexualität machen würden und sie empfanden sich in der Öffentlichkeit küssende Männer- und Frauenpaare als unangenehm. Die Ergebnisse sind sehr detailliert und über-sichtlich zusammengefasst, und obwohl es eine deutsche Studie ist, sind die Ergebnisse auch für Österreich sehr interessant.
Angela Schwarz
Beate Küppers, Ulrich Klocke, Lena Carlotta Hoffmann: Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland. 194 Seiten, Nomos, Baden-Baden 2017 EUR 60,70