Toughe LSBT*Q Jugendliche

Diese methodisch gründliche und sehr gut konzipierte, vom Deutschen Jugendinstitut geförderte Studie arbeitet Fragestellungen rund um das Coming-Out auf. Sie basiert auf qualitativen problemzentrierten Interviews mit 40 Jugendlichen und einer Online-Befragung mit rund 5.000 Teilnehmenden in Deutschland. Kerninteressen sind die Erfahrungen LSBT*Q Jugendlicher und junger Erwachsener zwischen 14 und 27 Jahren bezüglich des Zeitpunktes ihres inneren und äußeren Coming-Outs, der Befürchtungen bzw. Erwartungen und der tatsächlichen Reaktionen des Umfeldes, Gründe sich nicht zu outen und erfahrene Unterstützung und Hilfe. Die Ergebnisse werden mittels quantitativer Daten, Fallbeispielen und Passagen aus den qualitativen Interviews aufbereitet und es werden schließlich Handlungsbedarfe für Jugendpolitik, pädagogische Praxis, Wissenschaft und Gesellschaft skizziert. Es gibt immer noch genug zu tun: 44% der LSB und 70% der trans- und genderdiversen Jugendlichen geben an, in ihrer Familie diskriminiert zu werden; 42% bzw. 52% berichten von Diskriminierungen in der Arbeit oder Ausbildung. Auch der Freund*innenkreis ist kein sicherer Ort, obwohl hier neben negativen Erfahrungen auch die größte Unterstützung erlebt wird. Trotz aller Schwierigkeiten wird in der Studie dennoch angeregt, einen Per-spektivenwechsel weg vom generellen Unterstützungsbedarf hin zu einer Anerkennung spezieller sozialer Kompetenzen anzudenken, da viele der jungen Menschen eine große Resilienz entwickeln, um mit Alltagsbelastungen umzugehen.
Karin Schönpflug

Claudia Krell, Kerstin Oldemeier: Coming-Out – und dann…? Coming Out Verläufe und Diskriminie rungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. 260 Seiten, Budrich, Opladen-Berlin-Toronto 2017 EUR 28,80