Religionskriege

Nun wurde der erste Teil der Romantrilogie der serbischen Bestsellerautorin ins Deutsche übersetzt. Der Roman startet im Jahr 1492 in Spanien. In einem königlichen Edikt wird die jüdische Bevölkerung aufgefordert, das Land zu verlassen. Unter ihnen ist auch der vormalige Inquisitor Olivares, der zum Judentum konvertiert ist und nun Solomon heißt. Gemeinsam mit Blancha, einer jungen jüdischen Frau, verlassen sie mit anderen JüdInnen per Schiff das Land und lassen sich schließlich im islamischen Istanbul, dem vormaligen Konstantinopel nieder, wo sie von der dort ansässigen jüdischen Gemeinde aufgenommen werden. Solomon erreicht sehr rasch hohes Ansehen und Wohlstand in der Gemeinde. Sein vormaliges Leben verheimlicht er, obgleich er aufgrund seiner Abtrünnigkeit verfolgt wird. Es vergehen Jahre des Glücks. Solomons und Blanchas älteste Tochter Luna verliebt sich schließlich in einen muslimischen Pascha, der mit ihr nach Ragusa flieht. Wer sich für Religionskriege interessiert, die ja auch aktuell an Bedeutung gewinnen, findet interessante Parallelen im 16. Jahrhundert. Gut beschrieben wird die Misere, wenn jemand zu einem anderen Glauben konvertiert, egal ob vom Christentum zum Judentum oder vom Christentum zum Islam. Wenn der Roman zuweilen langatmig wirkt, so sind die Passagen über die jüdische Tradition ausführlich und faktenreich. ML

Gordana Kuić: Die Legende der Luna Levi. Aus dem Serb. von Mirjana u. Klaus Wittmann. 424 Seiten, Hollitzer Verlag, Wien 2016             EUR 24,90