Rooms of One’s Own?
„Wo Frauen ihre Bücher schreiben“: Der Titel macht neugierig, lässt Bilder im Kopf entstehen und Fragen zu Szenarien des Schreibens aufkommen: Wo? Und wie, wann und warum hier oder dort …? Tania Schlie verknüpft ihren kulturhistorischen Zugang mit anschaulich und übersichtlich präsentierten, biografischen Miniaturen und gewährt dadurch Einblicke in die gesellschaftlichen Bedingungen von Frauen sowie Wohnsituationen und Lebensräume, in denen 36 heute berühmte, durchwegs namhafte Dichterinnen schrieben und schreiben. Sechs von ihnen sind Zeitgenossinnen, der Bogen spannt sich vom frühen 19. Jahrhundert bis heute. Zahlreiche Abbildungen und Fotos, die die 36 Kapitel dieses kulinarisch gestalteten Bandes illustrieren, werden an-interpretiert, ohne aufdringlich oder übergriffig zu wirken. Sie laden Leser_innen vielmehr dazu ein, die eine oder andere Schriftstellerin erstmalig oder aufs Neue zu lesen. Oder dazu, Schreibbedingungen, insbesondere die von Frauen, im Verlauf vergangener Dekaden Revue passieren zu lassen. Oder sich zu fragen, inwieweit neue Medien weibliche Schaffens-Stätten erobert oder verändert haben …? Tania Schlie nähert sich den Schreib-Orten der 36 Autorinnen, die variantenreich sind und viel mit-erzählen: Schillernd oder verhalten, exklusiv oder bodenständig – Sehnsuchts-Räume, provisorische Plätze, Ruhe- oder Einsamkeitsoasen, innere Einkehr …
Karin Ballauff
Tania Schlie: Wo Frauen ihre Bücher schreiben. 207 Seiten, Thiele & Brandstätter Verlag, München-Wien 2014 EUR 25,7