Sachbuch, einmal anders

Dies ist eine Rückschau auf den Aufstieg des jungen Bernard Madoff zum Mitgründer der ersten voll computerisierten und automatisierten Börse NASDAQ und zu einem der erfolgreichsten Finanzberater. Er betrachtet sich als Pionier der New Economy. Nach Fehlspekulationen mit dem Geld Prominenter in großem Ausmaß wurde er 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Die Presse beschreibt ihn als Monster. Er sieht sich nach wie vor als Opfer, nicht als Täter.

In der Form eines Monologes aus dem Gefängnis erzählt Madoff jenen Teil seines Lebens, den er auf den Finanzmärkten verbracht hat. Im Dienste der Profite seiner InvestorInnen und seiner eigenen Profite. Dadurch erhält die Leserin Einblick in seine Denkweise, seine Abenteuerlust, seine Erfolge. Unter anderem wird der Scheinwerfer auf die im Hintergrund gebliebenen Verbindungen zu Geldgebern aus undurchsichtigen, mafiösen Kreisen gelenkt, die sein Großwerden auf dem Finanzmarkt erst ermöglicht haben. Das ist nur ein Beispiel von vielen Informationen, die auf ganzen 57 kleinen Buchseiten untergebracht sind. Das macht die Verlagsangaben über ausgedehntes Recherchieren der Autorin glaubhaft.  Wer Lust hat, sein Wissen über die Mechanismen der Finanzmärkte zu vertiefen, ist mit diesem Buch gut bedient. Es bietet einen Blick auf einen der Protagonisten, wie er in keiner Zeitung oder Zeitschrift zu finden ist – fiktiv, aber gut recherchiert und kurzweilig zu lesen. Erna Dittelbach

Dominique Manotti: Madoffs Traum. Novelle. 57 Seiten, Argument Verlag, Hamburg 2014EUR 8,30