Schwesternliebe
Welch eine komplexe Geschichte mit tausenden Wendungen innerhalb eines Familiensystems wird in diesem Roman erzählt, der spannend und bewegend bleibt bis zuletzt. Immer wieder versuchte ich angestrengt, die Logik der Geschichte zu erfassen, was rückblickend schon gelungen ist. Wenngleich mit außerordentlichem Konzentrationsaufwand und gemischten Gefühlen bezüglich der Zugänglichkeit der Geschichte. Ein Grund dafür mag der mehrmalige Perspektivenwechsel der Protagonistinnen sein, der bei jedem neuen Kapitel passiert, wenn nicht sogar innerhalb eines Kapitels. Oft musste ich deshalb nochmal zurück blättern, um die erzählende Person zu begreifen. Die zwei Hauptfiguren sind zwei gleichaltrige Schwestern, eine von ihnen – Lisa – wurde adoptiert. Die Geschichte beginnt, als die beiden als Erwachsene wieder aufeinandertreffen und Lisa als psychischer Pflegefall zurück in das damalige Elternhaus, das in einem Wald steht, zu ihrer darin wohnenden Schwester Karin zieht, die sie mit ihrem Freund betreut. Schon von Anbeginn an war für mich als Leserin klar, dass etwas Schreckliches in dieser Familie passiert ist, was aber erst nach einem bzw. zwei Drittel des Textes klarer wird. Diese sich bewahrheitende, aber lange unausgesprochene Vermutung machte mich nervös und unruhig. Spannend sind die vielschichtigen, schwer zu durchschauenden Bindungen der beiden Hauptfiguren Lisa und Karin aneinander. Die junge vielfach ausgezeichnete Autorin Elisabeth Klar scheint eine wichtige Figur in der österreichischen Gegenwartsliteratur geworden zu sein. Dominika Krejs
Elisabeth Klar: Wie im Wald. Roman. 272 Seiten, Residenz Verlag, St.Pölten-Salzburg-Wien 2014 EUR 22,90