Strukturelle Verstecke von Geschlecht

Kommt die Bedeutung von Geschlecht mit den handelnden Personen in Organisationen hinein oder sind Strukturen, Abläufe und dergleichen in Organisationen bereits von Geschlechtervorstellungen vorgeprägt? Nach einem informativen Rückblick auf Verbindungen und Getrenntheiten von Organisations- und Geschlechterforschung werden im vorliegenden Band der neo-institutionalistische Zugang dargestellt und davon ausgehend relevante Begriffe und Konzepte erläutert. Diesen widmen sich sechs theoretische Kapitel, denen die empirischen Fallstudien folgen, die sich auf die Problemfelder Arbeitszeitgestaltung, Vereinbarkeit und Karriere konzentrieren. Aufschlussreich ist die Ausgangssituation, dass Organisationen nach außen und innen Legitimierungsnotwendigkeiten unterliegen, da Geschlechtergleichstellung mittlerweile als gesellschaftlicher Konsens gilt. Dies erfordert folglich entweder tatsächliche Veränderungen auf symbolischer, normativer und Praxis-/Strukturebene oder spezifischer Strategien, das Beharren besser zu maskieren bzw. zu tabuisieren, z.B. durch Glauben an Leistungsgerechtigkeit. Die Forschungsergebnisse anhand von 20 Unternehmen lassen sehr gut nachvollziehen, dass das Reden über Gleichstellung (talk), die Einrichtung von z. B. Diversitätsprogrammen (decision) und schließlich die Umsetzung (action) drei verschiedene Ebenen sind, die nicht automatisch aufeinander schließen lassen – aber für realen Wandel notwendig wären. Eine kompakte Aufarbeitung mit schlüssigen, anwendbaren Ergebnissen, die sich stellenweise spannend wie ein Krimi lesen!

Meike Lauggas

Geschlecht als widersprüchliche Institution. Neo-institutionalistische Implikationen zum Gender Cage in Organisationen. Hg. von Nathalie Amstutz, Helga Eberherr, Maria Funder und Roswitha Hofmann. 353 Seiten, Nomos, Baden-Baden 2018 EUR 65,80