Happy Abortions – Abortion on demand, without apology

Naturalisiertes Mutterglück als gesellschaftliche Norm, der Fötus als eigenständiges Subjekt, das sich mit der bildgebenden medizinischen Diagnostik verfestigt hat, patriarchal konditioniertes Scham- und Schuldgefühl zur Regulation des weiblichen Sexualverhaltens, Kontrolle des reproduktiven Körpers als weibliche Pflicht, Frauenkörper als Objekte der national gewünschten Nachkommenschaft: Erica Millar geht in ihrem Buch über verschiedene Zugänge darauf ein, warum Abtreibung noch immer kein positives Narrativ, sondern ein lebenslanges Stigma ist. Sie zeigt Zuschreibungen wie Scham und Trauer auf, die angeblich Folgen von Abtreibungen sind, und stellt sie den Erfahrungen der Erleichterung und dem Gefühl der Freiheit und der Selbstbestimmung gegenüber. Sie analysiert die kulturellen und politischen Dogmen, die den historischen Verlauf und die Gesetzgebung der Abtreibung gesteuert haben und noch immer steuern. Um das abtreibungsfeindliche Narrativ aufzulösen muss ein rechtfertigungsfreier Gegendiskurs stattfinden, der die Heterogenität der weiblichen Lebensentwürfe berücksichtigt. In einer Zeit des antifeministischen Backlash und der zunehmend extremen Rechten in Europa ist dieses Buch eine feministische Pflichtlektüre!

Andrea Diawara

Erica Millar: Mein Bauch gehört mir – noch lange nicht. Aus dem austr. Engl. von Stephanie Singh. 224 Seiten, Klaus Wagenbach, Berlin 2018 Euro 22,70