Suizid, Schreiben und ein Hundefreund

Der beste Freund der Ich-Erzählerin begeht unerwartet Suizid. Er unterrichtete Creative Writing an einem College in New York und war Autor, ganz gleich wie die Ich-Erzählerin, die immer noch unterrichtet, schreibt und in New York lebt. Kennengelernt haben sich die beiden in einem Seminar, das er gehalten hat. Viele Jahrzehnte waren sie durch eine tiefe Freundschaft verbunden. Testamentarisch hat er ihr, für den Fall seines Todes, seine Harlekindogge, Apollo, vermacht. Die Ich-Erzählerin wohnt auf 50 Quadratmeter zur Miete und darf ausdrücklich keine Haustiere halten. Weil sie emphatisch und klug ist, zieht Apollo trotzdem bei ihr ein. Der Roman ist eine berührende Auseinandersetzung mit dem Verlust von Nahpersonen, eine Reflexion über das Schreiben und ein Versuch, das Verhältnis von Menschen und ihren Haustieren zu betrachten. Das alles erfolgt mit intellektueller Verve. Ein kluges Buch, das sehr ergreifend ist, nicht zuletzt durch die einfühlsame Darstellung der Beziehung zu Apollo. Empfehlung.

Beate Foltin

Sigrid Nunez: Der Freund. Aus dem amerik. Engl. von Anette Grube. 235 Seiten, aufbau Verlag, Berlin, 2020 EUR 20,60