Theater auf Lager

Aus der Beobachterperspektive der Bühnentechnikerin Veronika wird acht Jahre später rekonstruiert, wie ohne Subvention mit viel Idealismus ein abenteurliches Theaterprojekt umgesetzt werden kann. Das staatliche Kulturbudget für kleinere Bühnen ist zur Gänze wegen einer Bankenpleite, in die das Land als Bürge verwickelt ist, gestrichen worden. Um was geht es der prekären Theatergruppe? Sie wollen ein Bühnenstück verwirklichen, in dem sie genau die betrügerische Welt eines Finanzunternehmens, das sich u.a. auf globales Risikomangement spezialisiert hat, widerspiegeln. Es werden die nervlich anstrengenden Wochen vor der Premiere für die involvierten Schauspieler*innen spürbar. Eine weitere Rolle spielt der Konflikt um eine Nebelmaschine, die das Nebulose an den Aktivitäten in der Finanzwelt auf der Bühne verdeutlichen soll. Zwischen den einzelnen Theaterproben werden auf einer weiteren Ebene Szenen des Theaterstücks abgebildet. Dass selbstverständlich diese Persiflage nicht sein darf, erfährt das Ensemble bei der Premiere, als mit Polizeiaufgebot und schließlich von Amts wegen jede weitere Aufführung verhindert wird. Dennoch, die Presse ist begeistert. Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin werden die emotionalen Stimmungen des engagierten künstlerischen Personals wunderbar eingefangen und es wird all das erzählt, was in der medialisierten Öffentlichkeit nicht laut genug gesagt werden kann, wenn ein Finanzskandal wieder vom nächsten getoppt wird. Wunderbar, ein bitterböser Inhalt, humorvoll eingepackt!

ML

Elena Messner: Nebelmaschine. 210 Seiten, Edition Atelier, Wien 2020 EUR 20,00