Über das (Nicht)ankommen

„Gott zürnt“ ist Kathrin Groß-Strifflers vierter Roman und nimmt sich eines zurzeit sehr aktuellen Themas an, nämlich der Flüchtlingsproblematik. Der Plot ist schnell erzählt: Sophia ist Hausfrau, von ihrem Mann hat sie sich entfremdet, ihre Tochter ist magersüchtig. Sie wird von allerlei Ängsten und Albträumen gequält. Da ihr langweilig ist, beginnt sie sich für die immer häufiger in der Stadt sichtbar werdenden Flüchtlinge zu interessieren, arbeitet schließlich im Flüchtlingsheim mit, verliebt sich in einen Syrer, ihr Mann zieht aus, die Tochter wird therapiert und Sophia findet zu sich selbst. Das klingt banal, aber es sind die sprachlichen Bilder, die die Autorin entwirft, die diesen Roman so großartig machen. Von den ersten Sätzen an wird man in diese Bilder hineingezogen, die Sophias Seelenleben beschreiben. Sophia ist voller Schmerz und Trauer. Erst durch die Begegnung mit den Flüchtlingen und ihren Schicksalen stellt sie sich ihrer eigenen Geschichte von zahlreichen Fehlgeburten und beginnt sich für ihre Familiengeschichte zu interessieren, die ebenfalls eine der Flucht und Vertreibung und der Verluste ist. Das hat Spuren in ihrem Seelenleben hinterlassen und verbindet sie mit den Flüchtlingen, über jegliche Verständigungsschwierigkeiten hinaus.
Durch den Rückbezug auf die Vertreibung der deutschen Minderheiten aus ihren Heimatländern nach dem Zweiten Weltkrieg schafft es der Roman, eine Gemeinsamkeit herzustellen zwischen der aktuellen Fluchtkrise und der österreichischen Geschichte.
Susanne Schweiger
Kathrin Groß-Striffler: Gott zürnt. 208 Seiten, Müry Salzmann, Salzburg 2018 EUR 19,00