Das Fremdsein und die erste Liebe

Immigration ist kein Spaziergang, schreibt Anna Galkina. Aus der Sicht einer Heranwachsenden ließe sich über einen Spaziergang vermutlich keine annähernd so fröhliche Geschichte schreiben. Humorvoll und nicht ohne böse Absicht schildert die Ich-Erzählerin Nastja, wie ihre kleine russisch-jüdisch-stämmige Familie, Mutter, Großmutter und Stiefvater ihr Leben in einer westdeutschen Kleinstadt der 1990er Jahre zwischen Flüchtlingsunterkunft, Behörden und neuen Nachbarn arrangieren. Erzwungener Distanzlosigkeit und Lethargie entkommt Nastja mit der ebenso universellen wie charmanten List der Jugend, in den Augen der ersten Liebe das Universum zu entdecken: „Und als Max hochschaute und mich ansah, fiel mir sofort auch seine Augenfarbe auf. Stachelbeergrün!“
Miriam Wischer
Anna Galkina: Das neue Leben. 224 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2019 EUR 20,00