Ver-/Suche neuer Männlichkeiten

„Für alle Männer, die bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen“ – so die Widmung im nun zweiten männer­aufbruch-Jahrbuch, diesmal nicht als Kalender-, sondern hochwertiges, wunderschön gestaltetes Lesebuch. Zusätzlich charakterisiert ist die Zielgruppe als „Männer der Gegenwart“, für die 38 kurze Texte von 31 Autoren und 4 Autorinnen sowie einige Fotos versammelt wurden. Komplexe wissenschaftliche Einblicke in Männlichkeitsforschung (mit feministischem Hintergrund) wechseln mit Gedichten, Erfahrungsberichten über die Übergriffigkeit bei der Musterung, dem Bedürfnis nach Männerabenden ohne Sexismus und berührenden Erzählungen über Beziehungen zum Vater oder zu den eigenen Kindern. Die Männer in diesem Buch hinterfragen die hierarchische Positioniertheit von Männlichkeit, des Orchesterdirigenten, lernen sich mitzuteilen, sich zu spüren, zu altern und nehmen mit auf ihrer Suche nach neuen Modellen und Entwürfen. Die Vielstimmigkeit ist noch ausbaubar, so findet schwule Männlichkeit nur kurz über den Bericht einer Frau über zwei Freunde Eingang, Transmännlichkeit gar nicht, auch ist die Verankerung von gut der Hälfte der Autoren im christlichen Kontext überrepräsentiert. Aussagen und Facetten sind heterogen, nicht allem lässt sich zustimmen, aber das Ringen um untoxische und gleichberechtigte Männlichkeit ist jedenfalls anzuerkennen und empfehlenswert.
Meike Lauggas
männeraufbruch. Jahrbuch für Männer in der Gegenwart. Hg. von Boris von Heesen. 248 Seiten, Verlag MensLit, Darmstadt 2018 EUR 24,95