Wahrheitsliebe
Robin Black versteht es außergewöhnlich spannend die vielen Facetten einer Ehe zu durchleuchten. Die Malerin Gus ist mit ihrem Ehemann Owen, der Schriftsteller ist, aufs Land gezogen. Ihre Berührungen mit der Außenwelt sind dürftig, sie besucht nur regelmäßig ihren dementen Vater, der in einem Heim lebt. Als im Nachbarhaus nach einigen Jahren der Abgeschiedenheit die etwa gleichaltrige Alison einzieht, freundet sich Gus prompt mit ihr an. Bei ihren langen Spaziergängen teilt Gus mit, dass sich ihr Partner in einer elementaren Schreibkrise befindet. Gus hatte vor einiger Zeit eine heimliche Affäre mit dem Vater einer Schülerin, diese Affäre hat sich auf ihre Kunstproduktion sehr gehaltvoll ausgewirkt. Erst nach Beendigung der Affäre hat sie ihrem Mann diese gestanden. Als Alisons erwachsene Tochter Nora auftaucht, kehren sich die Vorzeichen um. Nora idealisiert Owen und dieser kann seine Schreibblockade überwinden, jedoch wird Gus immer unproduktiver. Das Verhältnis der vier im Mittelpunkt stehenden Personen verkompliziert sich. Ein empfehlenswerter Roman, auch wenn mir der Schluss nicht gefallen hat, viele Gedanken und Szenen sind jedoch in diesem schmalen Beziehungsmikrokosmos sehr gut auf den Punkt gebracht. Der Vergleich der Autorin mit Alice Munro ist durchaus treffend. ML
Robin Black: Portrait einer Ehe. Aus dem amerik. Engl. von Brigitte Heinrich. 320 Seiten, Luchterhand, Wien 2016 EUR 20,60