Walisische Saga
Rebecca Jones, die Titelheldin, verbrachte ihr beinahe 100-jähriges Leben in einem abgelegenen Talschluss in Wales im Hause ihrer Familie, die dort schon seit 1.000 Jahren ansässig ist –atemberaubend lang. Erst im 20. Jahrhundert finden große Veränderungen statt, die die Traditionen verändern können. Rebecca ist das älteste Kind von Evan und Rebecca, sie hat sechs Geschwister, von denen jedoch zwei sehr früh sterben. Und drei Brüder sind blind. Diese drei erhalten die Möglichkeit, außerhalb von Wales eine Blindenschule zu besuchen und haben somit Zugang zu Bildung, die Rebecca und ihrem Bruder Bob verwehrt bleibt. Für Frauen ist der Bezug zur Welt außerhalb eines engen Radius kaum möglich, außer durch Bücher und die Berichte der blinden Brüder. Rebecca bleibt zeit ihres Lebens daheim, zuerst im Haupthaus der Familie, dann mit ihren Eltern im „Ausgedinge“, danach bezieht sie ein eigenes kleines Häuschen am Ende des Tales. Sie näht, arbeitet in der Landwirtschaft und unterstützt die Schwägerin bei Haushalt und Kindern. Vom Großvater vererbte Bücher und die Dorfschule wecken in ihr die Liebe zur walisischen Lyrik. Obwohl die Geschichte sich fast zu schnell durch die Jahrzehnte spinnt, bleibt ein starker Gesamteindruck über, von einem harten Leben und frühen Todesfällen, aber auch von Freude und Verbundenheit. Im Nachwort klärt sich, dass die Autorin über ihre eigene Familie schreibt, sie kommt in der Geschichte einmal kurz als Großnichte vor. Das unerwartete Ende berührt am allermeisten. gam
Angharad Price: Das Leben der Rebecca Jones. Roman. Aus dem Englischen von Gregor Runge. Mit einem Nachwort von Jane Aaron. 176 Seiten, Dtv, München 2014 EUR 19,50