Im Raum (v)erkennen wir die Zeit
Die Herstellung oder Aneignung von Räumen durch politische Praktiken, das kann ein schönes Thema sein; besonders, wenn es feministisch, queer- und transanalytisch angegangen wird. In diesem Band aber findet sich eine Fortschreibung von Ungleichheitsverhältnissen, die eine ziemlich zu ärgern vermag – ungeachtet dessen, dass einige Beiträge durchaus lesenswert sind. Mit lesbisch-feministischer Prioritätensetzung gibt es zwei Aufsätze: einen über die frühneuzeitliche Klosterzelle als Ort leidenschaftlicher Visionen der Nonne Benedetta Carlini und ihrer Beziehungen mit Mit-Schwestern, und einen weiteren zu gegenwärtigen (queerfeministischen) Schutzräumen, der übrigens vieles, was die Neue Frauenbewegung erkämpft hat, auf die Idee des Schutzraumes reduziert. Schwule Geschichte ist viel umfangreicher repräsentiert und dabei nicht frei von stereotypen Fragestellungen. Mehrere Beiträge befassen sich mit Klappen, homosexuelle Architekten werden ausführlich vorgestellt, Pornokonsum und Online-Dating von Männern sind ebenfalls Thema. Ansonsten finden sich Überlegungen zu „Queer Cities“ und zur Raumproduktion in der Drag-King-Szene. Wien ist mit einem kurzen Text zur Queer Base, dem Projekt für nicht-heteronormative Geflüchtete, vertreten.
Hanna Hacker
Orte der Begegnung. Orte des Widerstands. Zur Geschichte homosexueller, transgeschlechtlicher und queerer Räume. Hg. von Carolin Küppers und Martin Schneider. 201 Seiten, Männerschwarm Verlag, Hamburg 2018 EUR 22,70