Das Private ist politisch
Sie war Vordenkerin und Zugpferd für die Emanzipation der Frauen in Österreich. Ihre Arbeit war gezeichnet von Intellekt, Strategie und Durchsetzungsfähigkeit. Woher kam sie, was hat sie geprägt und woher nahm sie die enorme Kraft? Zunächst wird in diesem Band der in der Frauenforschung so wichtigen Biografieforschung Raum gegeben. Unehelich geboren, bei der Großmutter aufgewachsen und ohne höhere Bildung entspricht Johanna Dohnal zunächst den üblichen gesellschaftlichen Vorgaben. Sie heiratet früh, bekommt 2 Kinder und tritt der SPÖ bei. Ihre steile politische Karriere beginnt 1969, zeitgleich mit der von Bruno Kreisky eingeläuteten Reformära, die das Fundament für die sich nun entwickelnde emanzipatorische Frauenpolitik schafft. Johanna Dohnal betreibt die „Taktik des Einmischens“. Widerstand kommt nicht nur von außen, sondern auch von innen. In der Wiedergabe ihrer Vorlesungen an der Universität Innsbruck wird deutlich, was für sie Feminismus bedeutet: Teilhabe an der Macht, Handlungsspielräume und Einflussmöglichkeiten in der Gesellschaft zu haben. Die Politikwissenschafterin Alexandra Weiss rundet den Band thematisch mit einer wissenschaftlichen Analyse zur Situation der Frauen in Österreich ab. Es wird nicht nur die Möglichkeit geboten, die Entwicklung von neuen Ideen in einer Parteistruktur mitzuverfolgen, sondern es wird auch gezeigt, dass es möglich ist, mit Ausdauer und Beharrlichkeit eine großartige persönliche Karriere zu schaffen.
Silvia Moosmaier
Johanna Dohnal und die Frauenpolitik der Zweiten Republik. Dokumente zu einer Pionierin des österreichischen Feminismus. Hg. von Alexandra Weiss und Erika Thurner. 240 Seiten, Promedia, Wien 2019 EUR 25,00