(K)eine Meerjungfrau
Attina, die Protagonistin dieser märchenhaften Erzählung, lebt des Nachts als junge Meerfrau mit Fischschwanz in einer verborgenen Unterwasserstadt, sobald jedoch die Morgendämmerung anbricht, verwandelt sie sich zu einer hundertjährigen Menschenfrau mit zwei Beinen. Als solche trifft sie sich Tag für Tag mit ihrer großen Liebe Arnel, einem Menschen, der auf einer kleinen Insel mit schwarzem Vulkansand lebt. Auch Arnel ist schon sehr alt, und als er eines Tages nicht mehr erwacht, steht Attina vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie zurück ins Meer schwimmen und ihren Geliebten verlassen oder bei ihm bleiben und damit ihre Fähigkeit, sich in eine Meerfrau zu verwandeln, für immer aufgeben? Ganz in Blau gehaltene Bilder illustrieren diese etwas traurige und ein wenig stereotype, heterosexuelle Liebesgeschichte, in der subtil das Streben nach ewiger Jugend und Schönheit hinterfragt wird. Seltsamerweise gilt das nur für die Frau in der Geschichte – ihr Liebhaber entspricht allen gängigen Schönheitsidealen („Er war groß, schlank, mit breiten Schultern und schmaler Taille.“) und ist auch sonst ein ziemlich klassischer Mann. Etwas unklar ist, ob die Geschichte für Erwachsene, Kinder oder beide angelegt ist. Ob der schlichten Sprache und ansprechenden Bilder dennoch ein ganz schönes Buch. (ab 6 Jahren)
ReSt
Lisa Grum/William Knaack: Attina. Die hundertjährige Meerfrau. Geschichte mit Bildern. 32 Seiten, Bibliothek der Provinz, Gmünd 2020, EUR 18,00