Kuchen und Kredit
Der neue Roman von Susanne Scholl, Omas Bankraub, versammelt vier Frauen, die allesamt mehr oder weniger oft und aus unterschiedlichen Gründen in finanzielle Notlagen geraten. In jeweils dringend einberufenen ‚Sitzungen’ feilen sie gemeinsam an einer Lösung aus der Misere: Vom Flohmarkt über einen Backkurs und improvisierte Sprachcafés wird alles versucht. Tatsächlich nur einmal, weil sie – nicht ohne über sich selbst lachen zu können – krachend scheitern. Das mündet schließlich in die letzte Aktion, einen Banküberfall, der dann endet, noch bevor er scheitern kann. Die ganz unterschiedlichen Lebensentwürfe der vier alten Frauen, die hier wie nebenbei geschildert werden, zeigen zum einen, dass Altersarmut keine Frage der Schicht oder der Persönlichkeit ist. Vielmehr handelt es sich um etwas, das eine unvermittelt treffen kann. Zum anderen ist es bemerkenswert, wie behutsam und doch ungewöhnlich Scholl diese tiefen Freundschaften beschreibt, in denen kollektiv nach Lösungen gesucht wird und Konflikte, so sie auftreten, in Würde ausgetragen werden. Die schrille Nebenfigur Oliver hätte es da gar nicht gebraucht.
DM
Susanne Scholl: Omas Bankraub. Roman. 224 Seiten, Residenz Verlag, Wien und Salzburg 2022 EUR 25,00