Alles zerfällt!

Der finnische Bestseller und Debütroman von Meri Valkama verarbeitet ein Stück Zeitgeschichte der DDR. Markus, ein finnischer Journalist, zieht 1983 nach Ostberlin, um dort für seine finnische Redaktion über tagespolitische Entwicklungen zu schreiben. Seine Frau Rosa, sein vierjähriger Sohn und seine zweijährige Tochter Vilja begleiten ihn. Dort verliebt er sich leidenschaftlich in die Kindergärtnerin seiner Tochter, die er bei einer Party linker Dissident:innen kennenlernt. Gegenüber seiner Frau Rosa verheimlicht er die Liebesaffäre. Als diese ca. vier Jahre später die Affäre aufdeckt, kehren sie nach Finnland zurück. Als Markus 2011 stirbt, findet Vilja bei der Verlassenschaft Briefe einer Unbekannten, deren Absendername Margot ist. Sie beschließt, nach Ostberlin zu reisen, um sich auf die Suche nach Margot zu begeben, denn um sich selbst besser zu verstehen, braucht es den Weg in die Vergangenheit. Im Wechsel wird einerseits die Vergangenheit der 1980er Jahre widergespiegelt und andrerseits die zweite Zeitebene um 2011 eingeblendet. Die Leserin hätte sich im Pageturner inhaltlich mehr gesellschaftliche Diskussionen erwartet, wie die Wende in der DDR sich entwickelt hat. Ute, eine der Protagonist:innen, konstatiert 2011: „Wir wollten nicht den Kapitalismus, wir wollten einen demokratischen Zentralismus“. Die Kluft innerhalb der Gesellschaft habe sich nun verschärft, egal, ob es um Löhne, Renten oder Wohnungen gehe. Leider fehlen nachvollziehbare gesellschaftliche Konkretisierungen, stattdessen werden zu viele Kastanien in jeder Jahreszeit und Moschusduft im Roman verarbeitet und die Charaktere bleiben oberflächlich. Schade!

ML

Meri Valkama: Deine Margot. Aus dem Finn. von Angela Plöger. 541 Seiten, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 2024

EUR 26,80