Das wird man wohl noch sagen dürfen!
Eine bunte illustre Gesellschaft unterschiedlichster Persönlichkeiten versammelt Natasha Brown in ihrem neuen Roman, der sich als bissige Gesellschaftssatire lesen lässt. Während der Covid Epidemie vertraut der unsympathische Investmentbanker Richard Spencer seinen Landsitz der populistischen antiwoken Kolumnistin Lenny an, die eine Nachbarin von ihm ist, damit sie sich aus dem städtischen Ambiente zurückziehen kann. Lennys Sohn Jack, der sich auch dorthin begibt, schafft es durch seine Einladungspolitik, in Kürze den Ort in einen politischen Widerstandsort zu verwandeln, an dem sich Klimaaktivist*innen und Selbstversorger*innen treffen, um Universalismus von unten zu leben. Als eine Polizeirazzia auf dem Anwesen stattfindet, flüchtet Jack mit einem Goldbarren aus dem Besitz von Spencer. Die prekär lebende Journalistin Hannah interviewt erstmalig die einzelnen Beteiligten. Durch ihre exklusiv verkaufte Story gewinnt sie in ihrem versnobten Bekanntenkreis kurzfristig an Ansehen, muss aber schließlich erkennen, dass niemand an ihr persönlich interessiert ist, sondern nur daran, dass sie Informationen weitergibt. Der Höhepunkt ist erreicht, als die über Leichen gehende Lenny in einer Riesenshow eines wichtigen Fernsehsenders interviewt wird und ihre eigens gebastelte Hypothese von der Unterdrückung des weißen Mannes breittreten kann. Ein mit schwarzem Humor gefärbter, kulturpessimistischer Roman, der vor bösartigen Seitenhieben nicht zurückschreckt und die Absurdität reaktionärer Denkweisen auf den Punkt bringt.
ML
Natasha Brown: Von allgemeiner Gültigkeit. Aus dem Engl. von Eva Bonné. 160 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2025 EUR 23,70