Sei wachsam, Schwester!
Es ist Nacht, als Jara auf der Brücke an der Ruhr sitzt und darauf wartet, dass Anto ebenso wie der Baseball-Schläger wieder auftauchen, den sie zuvor hineingeworfen hat. Jara fragt sich: Was soll sie jetzt machen? Was würde Anto tun? Jara blickt im Geiste zurück und erinnert sich an jedes Detail ihrer Freundinnenschaft zu Anto. Sie kennen sich in- und auswendig, sind einander auf eine so intensive Weise vertraut, dass es fast scheint, als wären sie eins. Und doch gibt es Dinge zwischen ihnen, die unaussprechlich sind. Denn der gelebten grenzenlosen Leichtigkeit der jungen Frauen folgt unaufhörlich der brutale Schatten des Patriarchats. Permanent und penetrant, manifestiert in Worten und Taten von Männern jeglichen Alters – im Klassenzimmer, an der Tankstelle, im Eissalon. In diesen Verhältnissen gibt die schwesterliche Verbundenheit zu der selbstsicheren Anto Jaras Leben Halt und schafft die Basis für ausgleichende Gerechtigkeit. Mascha Unterlehberg gelingt in ihrem Debüt ein vom Beginn weg fesselnder Roman aus der Sicht einer Jugendlichen in der Sprache, die erwachsene Frauen nachempfinden können (und werden). Die Leserin erwartet eine nostalgische Reise in die (mitunter eigene) Jugend der 90er-Jahre, die sich jedoch um die – dem aktuellen feministischen Zeitgeist entsprechende – klare Adressierung von Männergewalt erweitern darf. Zweifelsfrei eine Leseempfehlung.
Claudia Bergermayer
Mascha Unterlehberg: Wenn wir lächeln. 249 Seiten, DuMont Buchverlag, Köln 2025 EUR 23,70