Asiatisch-deutsche Lebensrealitäten

Was bedeutet es, als ‚asiatisch’ gelesene Person in Deutschland zu leben? Wie zeigt sich antiasiatischer Rassismus im Alltag? Und welche individuellen Lebensgeschichten stecken hinter der Selbstbezeichnung „asiatisch-deutsch“? Seit 2008 setzt sich das Netzwerk korientation für das Empowerment und die Selbstrepräsentation von asiatisch-deutschen Menschen ein. Über die Jahre hat sich die Selbstorganisation zu einer wichtigen Stimme im Diskurs über antiasiatischen Rassismus entwickelt, die auch in Österreich Einfluss hat. Mit der Anthologie raumnehmen versammelt korientation unterschiedlichste Erzählungen von Menschen asiatischer Herkunft oder mit diasporischer Erfahrung, seien sie aus Süd-, Ost-, West-, Nord-, Zentral- oder Südostasien. In nicht weniger als 55 Beiträgen – darunter Essays, Gedichte, Fotografien, Comics – geht es um Identitätssuche, Familienbeziehungen, Rassismus, Flucht, Verlust, Liebe und Heilung. Sie machen fühlbar, welche konkreten Erfahrungen hinter abstrakten Formulierungen wie „globale Machtverhältnisse“ oder „historische Verflechtungen“ stehen, und geben Einblick in die Realität asiatisch-diasporischer Communitys in Vergangenheit und Gegenwart. Obgleich diese Geschichten von vielen geteilt werden, tauchen sie in der deutschsprachigen Literaturöffentlichkeit nur am Rande auf. Es ist eine empfindliche Leerstelle in der Auseinandersetzung mit Rassismus, die der Sammelband zu füllen hilft, indem er Raum schafft: fürs Zuhören, für Solidarität und die Möglichkeit, sich (neu) miteinander zu verbinden.
Vina Yun
raumnehmen. Menschen aus asiatisch-diasporischen Communitys in Deutschland erzählen. Hg. von korientation e. V. 256 Seiten, w_orten & meer, Hiddensee 2025 EUR 24,50