Nackte Tatsachen im Louvre

Zelbas Graphic Novel nimmt die Lesenden mit in den Louvre, den erwachsene Männer nur mehr nackt betreten dürfen. Im Verlauf der feministischen Fabel im Museum – so der Untertitel – erfahren die Lesenden, wie es zu dieser Maßnahme kam. Alle weiblichen Akte im Louvre waren unsichtbar und wehrten sich damit gegen den voyeuristischen Male Gaze. Um sie davon zu überzeugen, wieder sichtbar zu werden, wurde die neue Kleidungsrichtlinie für Männer eingeführt. Satirisch beleuchtet Zelba damit die jahrhundertelange Objektifizierung weiblicher Körper in der Kunst, was sie auch an Kunstwerken wie „Susanna und die Ältesten“ (Paolo Caliari) genauer erläutert. Die Zeichnungen in Schwarz und einer Schmuckfarbe sind unterhaltsam und gehen weit über Kunstkritik hinaus. Zelba thematisiert in Der große Zwischenfall nicht nur den Kunstbetrieb, sondern auch das Patriarchat an sich, indem sie den Louvre von einer kuriosen Doppelspitze aus Bruder und Schwester führen lässt. Der große Zwischenfall ist eine unterhaltsame Graphic Novel für alle, die gern mehr über den Kunstbetrieb erfahren wollen, sich nicht daran stören, dass im Buch nur Platz für zwei Geschlechter ist, und Lust auf Satire haben.
pepe
Zelba: Der große Zwischenfall. Eine feministische Fabel im Museum. Aus dem Franz. von Silv Brannenberg. 128 Seiten, HELVETIQ, Basel 2025 EUR 25,70