Transition, baby
Torrey Peters, die vielfach ausgezeichnete Autorin von Detransition, Baby, vereint in ihrem neuen Roman vier Kurzgeschichten. Sie handeln von queerem Begehren, Hierarchien zwischen Männern, Internatsgeschichten, Überwintern im Wald, möglichen Zukünften und Feiern in Las Vegas. Die Geschichten sind immer anders und doch ähneln sie sich: Es geht um das Hinterfragen der eigenen Geschlechtsidentität, um den Wunsch, diese der eigenen Vorstellung entsprechend auszudrücken, und der Behinderung dieses Wunsches durch das Umfeld. Dabei sind die Figuren in den Geschichten selten sympathisch – und doch fiebert man mit ihnen mit und wünscht ihnen, dass sie ihr Begehren ausleben können. Peters setzt ihre Figuren in verschiedene Kontexte, verpasst ihnen verschiedene Körper und Identitäten und zeigt so in ihren Geschichten die Vielfalt von queeren oder trans*-Personen und Orten auf. Die Kurzgeschichten sind unterhaltsam, kurzweilig und nehmen meist ein schlechtes Ende. Dabei vermischen sich Episoden von Gewalt und Verrat mit pornografischen Beschreibungen sexueller Interaktionen. Ein roter Faden in der Darstellung der Figuren ist vielleicht, dass sich die Personen alle selbst im Weg stehen, dass ihnen der Mut fehlt, alles sagen zu können. Auch deshalb faszinieren die von Peters erschaffenen Figuren – und es lohnt sich, sie beim Lesen selbst kennenzulernen.
Nike
Torrey Peters: Stag Dance. Aus dem Engl. von Frank Sievers. 351 Seiten, Ullstein, Berlin 2025 EUR 24,70
